Allen Getauften und Gefirmten kommt die Würde zu, zum Volk Gottes zu gehören. Der 1. Petrusbrief umschreibt diese Würde mit verschiedenen Begriffen, die alle die besondere Erwählung durch den Ruf Gottes ausdrücken. Pfarrer Martin fasst die vielfältigen Gnadengaben Gottes zusammen und bringt sie in Bezug zu unserem alltäglichen Leben.
Persönlich Erlebtes:
Meine Eltern hatten einen großen Bauernhof. 120 Rinder, sechzig Schweine, Hühner, Gänse, 60 Hektar Felder und 20 Hektar Wald. Hinzu kamen wir sechs Kinder und die Oma. Noch dazu war unser Vater Mitglied in 12 Vereinen, in sieben davon saß er im Vorstand, und darüber hinaus war er Mitglied im Gemeinde- und im Bezirksrat. Da kann man sich vorstellen wie arbeitsreich sein Leben und jenes unserer Mutter waren. Das Wort ‚Ferien’ bedeutete für uns Feldarbeit.
Für alle Bauernkinder des Ortes war das ein klassisches Schicksal; jedoch hat uns eine Regel von allen anderen Familien unterschieden: Sonntags wurde nicht gearbeitet!
Wie oft wollten wir samstagabends mit den Nachbarskindern etwas vereinbaren; da hieß es immer „Vielleicht, es hängt vom Wetter ab. Wenn es schön ist, müssen wir aufs Feld.“ Jene, die sich in der Landwirtschaft auskennen, wissen, wie entscheidend die Zeit ist: Im Juni, wenn das Heu auf der Wiese liegt, oder im Juli, wenn das Getreide reif ist, kann ein Gewitter einen Monatslohn zerstören. Wenn also am Sonntagmorgen Regen für Montag angesagt war, dann fuhren die Bauern los, die Ernte einzubringen. Nicht so unsere Eltern, denn es war Sonntag. Ruhetag.
Mit Sicherheit hätten unsere Eltern mehr Geld ohne diese Regeln verdienen können, aber es galt etwas zu schützen, was man nicht kaufen kann. Heilige, heilende Zeit.
Der jüdische Glaube:
„Gedenke des Sabbat: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun.“ (Ex 20, 8–10) Das dritte Gebot des Dekalogs betont die Heiligkeit des Sabbat. „Der siebte Tag ist Sabbat, Ruhetag, heilig für den Herrn“ (Ex 31, 15).
Der jüdische Rabbi Raschi fragt: „Nach den sechs Schöpfungstagen – was fehlte dem Universum noch? Die Ruhe und Harmonie! Dann kam der Sabbat und mit ihm die Ruhe, und das Universum war vollendet.“ Und ein anderer Rabbi sagt: „Was wurde am siebten Tag geschaffen? - Gelassenheit, Heiterkeit, Frieden und Ruhe.“
Das jüdische Gesetz nimmt diese Notwendigkeit so ernst, dass es die Anzahl der Schritte vorschreibt, die ein Jude am Sabbat zurücklegen darf. Im Prinzip hat das Gesetz recht, denn so kann eine Ruhe entstehen, die sich auf das Land niederlässt. Die Kunst besteht nun darin, das Ziel des Gesetzes in den Alltag unserer heutigen Zeit umzulegen.
Die christliche Deutung:
Jesus ist „am ersten Tag der Woche“ von den Toten auferstanden. Der Sonntag ist für die Christen zum ersten aller Tage, zum ersten aller Feste geworden, zum „Tag des Herrn“. Darum stehen der Sonntag und die Feier der Hl. Messe, der Eucharistie im Mittelpunkt des Lebens der Kirche. Der Hebräerbrief mahnt: „Lasst uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben, wie es einigen zur Gewohnheit geworden ist, sondern ermuntert einander“ (Hebr 10,25). Der Hl. Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus schreibt schon im 4. Jahrhundert: „Du kannst daheim nicht beten wie in der Kirche, wo eine große Anzahl da ist und wo wie aus einem Herzen zu Gott gerufen wird. Hier ist mehr: die Einheit der Gesinnungen, der Einklang der Seelen, das Band der Liebe, die Gebete der Priester.“
So wie Gott „ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte“ (Gen 2,2), so erhält das Leben des Menschen durch die Arbeit und die Ruhe seinen Rhythmus.
Die Heiligung der Sonn- und Feiertage erfordert eine gemeinsame Anstrengung. Ein Christ soll sich hüten, einen anderen ohne Not zu etwas zu verpflichten, das ihn daran hindern würde, den Tag des Herrn zu feiern. Auch wenn Veranstaltungen (z. B. sportlicher oder geselliger Art) und gesellschaftliche Notwendigkeiten (wie öffentliche Dienste) von Einzelnen Sonntagsarbeit verlangen, soll sich doch jeder genügend Freizeit nehmen.
Ohne Ruhe wird der Mensch verrückt:
Auch mit der Vernunft lässt sich die Sonntagsruhe begreifen: Wer Sonntag früh vor die Tür geht, bemerkt die angenehme Ruhe. Kein Lastwagen brummt vorbei, kein Hammer, der die Stille zerschlägt; man muss ehrlich zugeben, dass diese lärmfreie Zeit zur leiblichen und seelischen Gesundheit notwendig ist. Ohne Lärmreduzierung wird der Mensch verrückt.
Meine Empfehlung:
Ich selber bin fest davon überzeugt, dass die Sonntagsruhe eines der besten Heilmittel gegen Burnout, Verzweiflung und Vereinsamung ist. Das Gottesgebot ist ja nicht für sich selbst da, sondern dient immer der Schöpfung, dem Menschen. Von daher halte ich das Einhalten des Sonntags und dem damit zusammenhängenden Dank an Gott für entscheidend für eine gesunde Gesellschaft. Ich glaube sogar, dass man die Kinder abhalten soll für die Schule zu arbeiten. Nur die Tätigkeit, die der Entspannung dient, ist angemessen.
„Gebt mir einen festen Punkt im All, und ich werde die Welt aus den Angeln heben.“ Archimedes
Eine Versammlung zu leiten ist keine leichte Aufgabe. Ich meine gut zu leiten. Die Mitglieder, die kommen sind aus allen Altersklassen und Berufsgruppen. Nicht sicher ist auch, wie viele kommen. Das ist jener Moment, der nervös macht: Wird es peinlich, weil so wenig da sind? Werden manche weg gehen, weil es nichts gebracht hat? Die einen wollen Schwung, die anderen die Ruhe.
Wie beim Tatort Krimi hängt vieles von der Spannung der ersten Minuten ab. Also versuche ich mich zu konzentrieren und ziehe lächelnd in die Halle ein. Der Musikeinsatz ist nicht berauschend aber geglückt. Mein erster Blick ins Publikum: das Stammpublikum ist da; die junge Generation fällt auf. Immerhin sind sie gekommen. Erwartungsvoll heben sich einige Köpfe – Gott sei Dank – mit ihnen gibt es Zukunft. Und wo sind die Kinder?
Wie das Amen im Gebet, so sicher ist eine Person auch diesmal wieder da. In der vordersten Reihe. Ich gehe hin, schüttle die feste Hand: „Guten Morgen, alles klar?“ „Klar, Mann“. Auf den Andi ist Verlass, denk ich mir, nun kann nichts mehr passieren. Und es ist so: Wann immer in der folgenden Stunde ich nicht weiter weiß, wann immer mal Unsicherheit aufkommt, ein kurzer Blick zum Andi baut auf. Köstlich ist er zu beobachten. In der ersten tiefer gelegten Reihe ist er wenig zu sehen. Da liegt er mal und guckt an die Decke – ob er wohl die Figuren zählt wie ich als Kind? Ein anderes Mal kniet er vornüber auf dem Boden, dann wieder übt er seine Gesichtsmuskeln durch. Immer aber strahlt er das Gefühl aus, zufrieden zu sein mit allem was geschieht.
Dann kommt es zum entscheidenden Moment der Einladung auf die Bühne. Ja, der Andi ist er erste. Er winkt unnachahmlich den anderen mit kurzem Kommando zu: „mitkommen“. Alles ist klar, die Einladung angenommen. Wir warten auf den Text: „denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit“, Andi drückt fest meine Hand; zeigt damit, dass er „Kraft“ verstanden hat und „Kraft“ hat, wir verstehen uns einfach. Toll.
Beim Auszug fällt mir ein wie beruhigend die Treue dieses jungen Burschen ist. Sein Dasein stabilisiert meinen Auftritt. Wenn ich ruhig bin, dann fließt das in die Versammlung ein, und ist die Gruppenatmosphäre gut, dann fließt dieser Geist zurück auf jeden einzelnen Teilnehmer. So gesehen hängt vieles vom Andi ab, mit seinen fünf Jahren.
„Das waren die schönsten drei Tage meines Lebens!“ so Tariq, der syrische Medizinstudent. In Damaskus aufgewachsen, wollte er nach seinem Studium eine eigene Praxis eröffnen: „etwas beitragen, damit der Mensch gesund wird“, so sein Plan. Es kam alles anders mit dem Krieg. Dem Kriegsdienst zu entfliehen, sammelte die ganze Familie Geld und schickte ihn los. In die Türkei zu kommen war leicht; anfangs hoffte er auf ein schnelles Ende des Krieges und wollte in die Heimat zurückkehren. Nach zwei Jahren aber verpuffte diese Illusion. Die Stadt zerstört, keine Freiheit in Sicht, machte er sich auf den Weg. Mit 47 anderen Flüchtlingen in einem 25 Personen Boot gelang die Flucht nach Griechenland. 2.400,-- Euro kostete ihn die Überfahrt, dann noch mal eine große Summe, bis er nach Nickelsdorf gebracht wurde. Schließlich brachte ihn ein Polizeibus in unsere Pfarre Schönbrunn-Vorpark, wo er nach drei Tagen diesen Satz sprach.
Natürlich kennen wir all die Skepsis, die sich trotz der tragischen Lebensgeschichten anschließt: Wer soll die alle aufnehmen? Wie viele werden da noch kommen? Das sind ja alle Moslems. Wir werden islamisiert. Wir müssen ‚Stopp‘ sagen etc, etc.
Szenenwechsel: Auf dem Friedhof Baumgarten stehe ich vor dem Grab meiner Vorgänger als Pfarrer von Rudolfsheim: „Der Auferstehung harren entgegen: ...“ steht im Stein gemeißelt. Der Auferstehung entgegen. Ausharren, warten, aushalten, erwarten. Was? Die Auferstehung! Das heißt, dass unser Zustand hier immer ein Weitergehen ist. Als Menschen tendieren wir zwar dazu, den einmal erreichten Wohl-Stand zu halten, zu verteidigen, das Grab erinnert uns aber an das Weitergehen. Darum meine ich, ist schicksalshaft Christ-Sein immer ein Nie-zufrieden-sein-können; Christ-sein enthält den Ehrgeiz die ganze Welt zum Wohl-Stand zu führen. Das geht aber nicht allein, dazu brauchen wir die Hilfe dessen, der uns einlädt zum Abendmahl.
Als ich noch klein war
sagte Großmutter
heute fliegen die Glocken nach Rom
und wir gingen in die Kirche
Gründonnerstag am Abend
beim Gloria
sagte sie
müsst ihr aufpassen
gleich fliegen sie weg
und als die Ministranten und der Mesner
die Glocken schwangen
als der Turm bebte
da meinte ich
sie fliegen zu sehen
Zuhause zog Großmutter alle Radiostecker
aus den Dosen
einen Fernseher hatten wir noch nicht
bis Sonntag singen und pfeifen wir nicht
sagte sie
Am Freitag war alles sehr ruhig im Haus
irgendwie traurig
zu Mittag gabs auch nur Suppe und Brot
wir wussten
ER stirbt heute
Am Samstag fing Großmutter an
die Eier zu färben
und das Sonntagsgewand für uns zu bügeln
ich durfte Eier Salz Brot und Geräuchertes
in den Korb legen
in der Kirche dann
Samstagnacht
da passten wir genau auf
durch welches Fenster
sie zurückkommen
die Glocken
„Gloria in excelsis Deo“
wir bekamen eine Gänsehaut
wie heutzutage beim happy end im Film
Zuhause gabs dann die besten Eier des Jahres
selbstverständlich mit geweihtem Salz
und wir hörten wieder Radio
abends gingen unsere Eltern zum Tanzen aus
Mut zum fasten
Freude beim Feiern
und ein gesegnetes Osterfest
wünscht ihnen Ihr Pfarrer Martin Rupprecht
Die feierliche Enthüllung und Segnung fand am Donnerstag, den 11.Juni 2015 im Rahmen einer Eucharistiefeier mit Weihbischof Helmut Krätzl im Beisein des Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen statt.
Ein Denkmal regt zum Denken an:
Weihbischof Helmut Krätzl würdigte in seiner Predigt die Bedeutung der Stele für Hildegard Burjan. Ein Denkmal rege zum Denken an, „Künftig wird die Porträtbüste von Hildegard Burjan hier im Dom ein Ort sein, wo man auch geistig nicht vorbeigehen darf“, so der emeritierte Weihbischof. Krätzl unterstrich auch, „ dass die Stele anrege, die Stellung der Frau in der Kirche zu bedenken“.
Das Evangelium durch die soziale Tat verkünden war Hildegard Burjans Lebensmotto, sowohl als christlichsoziale Politikerin, als auch als Gründerin der Caritas Socialis (CS). Dieses Motto ist auch auf der 2.40 Meter hohen Stele aus Kunstharz zu sehen, die vom Bildhauer Kurt Straznicky geschaffen wurde. Die Initiative dazu ging vom Hildegard Burjan Forum und von der Dompfarre St. Stephan aus und wird von der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis und vom Dom- und Metropolitankapitel unterstützt.
Die Hildegard Burjan Stele wurde parallel zur Darstellung des Wiener Stadtpatrons Klemens Maria Hofbauer aufgestellt.
Für die Generalleiterin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis Sr. Susanne Krendelsberger wird mit der Stele für Hildegard Burjant das Gedenken an eine Frau wachgehalten, die sich den Fragen und Problemen der Zeit stellte und auf die Verantwortung jedes und jeder Einzelnen hingewiesen habe.
Hildegard Burjan wurde am 30.Jänner 1883 in Görlitz a. d. Neiße als zweite Tochter einer liberalen jüdischen Familie geboren. Nach einer schweren Erkrankung fand sie zum katholischen Glauben. Mit ihrem Gatten Alexander übersiedelte sie 1909 nach Wien und begann sich hier, intensiv für die Randgruppen der Gesellschaft zu engagieren. 1919 zog sie als erste christlichsoziale Abgeordnete in das Parlament der 1. Republik Deutsch-Österreich ein. Als verheirate Frau und Mutter gründete sie die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, deren Vorsteherin sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1933 blieb.
Heute arbeiten rund 900 MitarbeiterInnen und Schwestern in den CS Einrichtungen gemeinsam mit rund 400 ehrenamtlich Engagierten und 500 PraktikantInnen zusammen, um den Gründungsauftrag Hildegard Burjans zu erfüllen.
Die CS Caritas Socialis begleitet Menschen vom Beginn bis zum Ende des Lebens: Mütter mit ihren Kindern im Haus für Mutter und Kind (MUKI) und in Brasilien, Hilfesuchende in den CS Beratungsdiensten, Menschen mit Multiple Sklerose in den MS-Spezialeinrichtungen, Menschen mit Demenz in den Alzheimer- und Demenzbetreuungseinrichtungen sowie ältere und hochbetagte Menschen in den integrativ-geriatrischen Einrichtungen und unheilbar kranke Menschen im CS Hospiz Rennweg.
Pfarrer Martin Rupprecht, der zukünftige Pfarrer unserer neuen Pfarre Hildegard Burjan zelebrierte gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber und Weihbischof Dr. Helmut Krätzl den Gottesdienst. Im Bild die Generalleiterin der Caritas Sozicalis Sr. Susanne Krendelsberger mit Pfarrer Martin und einer Abordnung von Neufünfhaus
Im Christentum hat sich eine besondere Tradition entwickelt: die Mess-intention, das Gebetsanliegen in der Messfeier. Es können verschiedene Gebetswünsche sein; meistens sind es aber Gedenktage für unsere lieben Verstorbenen, die wir in den Gottesdienst hinein nehmen und die der Priester dann in besonderer Weise erwähnt. Das stille oder ausgesprochene Gedenken kann helfen, das Leben und den Tod von Gott her zu denken. Vieles im Leben verstehen wir nicht und leiden darunter. Was ist der Plan Gottes dahinter?
Am Todestag eines Menschen in die Kirche zu gehen kann helfen, die Erinnerung zu verarbeiten. Es ist wichtig, eine bestimmte Zeit und einen Ort zu haben, wo man bitten kann. Die Hl. Messe will uns dann verwandeln, damit wir mehr und mehr „eins“ werden mit dem Willen Gottes.
Schon zu Großmutters Zeiten – so erzählte sie uns Enkelkindern – wurde im Gasthaus unserer Gemeinde bei jedem Tanz gerauft. Die Burschen des Nachbarortes kamen und machten die Mädchen an. In meiner Jugend war es nicht anderes. Mittlerweile war aus dem Gasthaus eine Disco entstanden, wo wir jeden Samstag hingingen. Als wir bei einem Sonntag Mittagessen von der Rauferei des Vortages berichteten, da sagte der Vater nur: „Da will ich euch nicht dabei sehen!“ Das war eine klare Ansage, wenngleich wir natürlich überzeugt waren eingreifen zu müssen.
Heutzutage findet die Anmache im Internet statt. Eine Überschrift, ein Video, und schon meinen Gerechtigkeitsfanatiker einschreiten zu müssen. Es sind nicht mehr die Fäuste, die fliegen, sondern die abwertenden, stupiden Beleidigungen, die in die Tasten geschlagen werden. Die Hasspostings. Sie vermehren das Gift, welches in unser aller Köpfe dringt.
Damit dieses Negative sich nicht ausbreitet, wird es notwendig sein, auf die Stimme des Vaters zu hören: „Da will ich euch nicht dabei sehen.“
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Jesaja 43,1
Die Eltern geben dem Kind den Vornamen und sind dafür verantwortlich. Das Kind muss mit diesem Namen sein ganzes Leben lang leben. Eine Entscheidungshilfe bei der Namenssuche kann ein anderer Mensch oder auch ein Heiliger sein, der für Sie eine besondere Bedeutung hat. Oder man setzt eine Familientradition fort. Der Name steht stellvertretend für das, was Eltern ihrem Kind wünschen. Man kann auch einem Kind mehrere Namen geben. Bei der Taufe besteht die Möglichkeit, einen zusätzlichen Taufnamen zu vergeben. Dieser hat offiziell keine Bedeutung, da er nicht in der Geburtsurkunde, sondern nur im Taufschein aufscheint.
Es ist eine alte christliche Tradition dem Kind als Taufname den Namen eines offiziellen Heiligen zu geben. Die Verehrung von tugendhaften Menschen als nachahmenswerte Vorbilder gab es schon in der jungen Kirche der ersten Jahrhunderte. Märtyrer und Glaubenszeugen wurden bereits in frühchristlicher Zeit als Patrone für Kirchen benannt. Man verehrte sie als Vorbilder im Glauben sowie als Fürsprecher bei Gott. In der Absicht, auch den Menschen unter den Schutz und die Fürsprache eines Heiligen zu stellen, wurde es zur Zeit der Kirchenväter im 3./4. Jahrhundert Sitte, Kindern Namen von Heiligen zu geben. Ab dem späten Mittelalter verstärkte sich die Tradition, den Namenstag als besonderen Tag des Schutzpatrons feierlich zu begehen.
In katholischen Ländern ist es auch Brauch, den Namen des Taufpaten als zweiten Taufnamen zu wählen. Damit soll die geistliche Verbindung des Paten zum Täufling noch deutlicher werden. Die Aufgabe wird in der Frage sichtbar, die am Anfang der Tauffeier dem Paten gestellt wird: „Lieber Pate, die Eltern haben Sie gebeten, das Patenamt zu übernehmen. Auf ihre Weise sollen Sie mithelfen, dass aus diesem Kind ein guter Christ wird. Sind Sie dazu bereit?“
Erfahrungsbericht eines Pfarrers
„Wie bist du denn so?“ „Ich bin schlimm.“ – Die Antwort des 9-jährigen Marcel lässt mich erschauern.
Wie kommt ein Kind dazu, sich mit einem Wort als ein Negativum, als ein Hindernis für die Mitmenschen zu definieren. Auf die Nachfrage, ob ihm nichts anderes zu sich einfällt, antwortet er nur: „Eigentlich nicht, ich ärger halt immer die Lehrer und dann ärgern sich die Eltern.“
Was muss in einem Kind vorgehen, das von früh bis spät nur negative Reaktionen auf sein Verhalten erfährt. Das oft genug hört: „ Du bist schlimm, hör auf, ohne dich wäre endlich Ruh‘.“ Und dann kommt es zur Beichte und soll seine Sünden sagen.
„Was sind den deine guten Seiten?“ so beginne ich darum die Beichte bei Kindern. „Beschreibe dich mal! Wie glaubst du, hat der liebe Gott dich gemacht. Was kannst du gut?“ Die erste Aufgabe der Beichte ist die Betrachtung der gottgewollten Anlagen „…und er schuf den Menschen als sein Abbild…“. Wenn der Mensch seine göttliche Anlage in sich erkennt, dann kann er einen positiven Lebensplan entwickeln. Die Formulierung im Schuldbekenntnis „ich habe Gutes unterlassen …“ zielt darauf ab, all das in den Blick zu nehmen, was mir an Potential mitgegeben ist; was ich aber nicht umsetzen konnte und wollte.
Im Fall des Kindes Marcel heißt es, ihm die Augen öffnen, was in ihm steckt. Ich frage ihn nicht, was er denn Böses getan hat. Das weiß er zur Genüge selber. Ich bohre so lange nach, bis ihm einfällt, was er Gutes tun kann: „Einmal habe ich meiner Oma beim Einkaufen geholfen“ „Und hat sie sich gefreut?“ „Ja, ganz toll.“
Neue Entwicklungen
Grob vereinfacht lässt sich sagen, dass wir in den letzten Jahrzehnten eine Wandlung von einer schwarzen Pädagogik hin zu einer positiven Pädagogik erlebt haben. Schwarze Pädagogik meint eine Erziehungsmethodik, die Gewalt und Einschüchterung als Mittel enthalten hat. Parallel dazu hat sich die Wandlung von einer schwarzen Theologie hin zu einer menschenfreundlichen Verkündigung ergeben.
Das heißt aber trotzdem, sich kritisch zu fragen: „Was sind meine Anlagen, die ich mir nicht selber gegeben habe? Kann ich dafür danken? Konnte ich mich für Andere einsetzen? Wie gelingt mir die Beziehung zu Gott und den Mitmenschen? Wie schaut Gott mich an? Wo ist mein Platz im Plane Gottes?“ Im einem weiteren Schritt muss ich mich fragen: „Was konnte ich nicht umsetzen? Was habe ich willentlich verdorben? Was ist meinem Egoismus entsprungen…“
Die Beichte ist ein kirchlicher Ritus, der über ein Gespräch hinausgeht. Der beauftragte Priester darf die Verbindung von Jesus zum Beichtenden sein. Er will herauslocken, was Gott in den Menschen gelegt hat und er darf sagen, dass Gottes Barmherzigkeit einen neuen Anfang schenkt.
Beim letzten Abendmahl hat Jesus sein Leben hingegeben, geopfert. Mit den Worten: „Nehmt, das ist mein Leib … Nehmt, das ist mein Blut…“, hat er etwas Neues geschaffen, das bis heute das Zentrum aller Christen ist: die Feier der Hl. Messe, der Empfang der Hl. Kommunion. Wir essen nicht nur ein Stück Brot, sondern nehmen Jesus selbst auf - in Form des Brotes und Weines.
Gott selber handelt in Jesus. Darum ist uns der Empfang der Kommunion, die Aufnahme Jesu sehr, sehr heilig. In der katholischen Kirche nennen wir es das „Allerheiligste“. Nur vor der Hl. Kommunion, vor Gott in Jesus machen wir die Kniebeuge.
Wenn wir in eine katholische Kirche kommen, sehen wir ein rotes Licht, das „ewige Licht“, das neben dem Ort steht, wo die Hl. Kommunion aufbewahrt wird, dem „Tabernakel“. Katholiken machen eine Kniebeuge in diese Richtung. Wir zeigen unseren Respekt vor Gott, der in Form der Hl. Kommunion ständig („ewiges Licht“) unter uns ist.
Heilige Messe wird auch Eucharistie:
Die Hl. Messe, in der die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi geschieht, nennen wir auch „Eucharistie“. Ein griechisches Wort, das „Danksagung“ bedeutet. Wir danken Gott und empfangen die Gaben, damit unser Leben heilsam und heil werden kann. Das 2. Vatikanische Konzil (Tagung aller katholischen Bischöfe weltweit, 1962-65) sagt, dass die Feier der Eucharistie „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ ist. Durch die Eucharistie gestärkt gehen die Menschen ihren Lebensweg weiter.
Kommunion bedeutet Vereinigung, tiefste Begegnung mit Jesus Christus. Diese Vereinigung beschreibt der Apostel Paulus: "Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot." (1. Brief an die Korinther 10,16-17). Zwischen Eucharistie und Kirche besteht also eine untrennbare Verbindung.
Der Apostel Paulus verwendet auch den Ausdruck "Leib Christi", sowohl für die Eucharistie als auch für die Kirche. Wer diese innere Beziehung mit Jesus Christus spürt und aus ihr lebt, sucht in der Messe die Anwesenheit Jesu Christi; das – immer – unvollkommene Tun der Priester, sowie aller Frauen und Männer, die in der Kirche Dienst tun, tritt dabei in den Hintergrund.
Wer kann die HL. Kommunion empfangen?
Es ist also klar, warum die Hl. Kommunion so heilig ist; darum braucht es eine gute Überlegung wie und wann und warum wir zur Hl. Kommunion gehen. Folgende Voraussetzungen sind wesentlich:
Glaube:
Der Glaube an sich ist die erste Voraussetzung, an den Sakramenten überhaupt teilzuhaben. Im Bezug auf die Eucharistie muss insbesondere der Glaube an die wirkliche Gegenwart Christi in den Gaben von Brot und Wein vorhanden sein: Durch das Wort des geweihten Priesters "vollzieht sich die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi“. Der Glaube an diese Wahrheit ist Voraussetzung für den Empfang der Eucharistie.
Gewissen:
Viele Menschen haben große Sehnsucht nach Heilung. Gerade wenn manches im Leben zerbrochen, kompliziert und schwierig geworden ist. Es kann passieren, dass Christen sich vom Glauben entfernt haben, oder nichts damit mehr anzufangen wussten. Darum braucht es langsame Schritte in den Glauben hinein, und zu den Sakramenten hin. Der Empfang der Hl. Kommunion ist etwas Besonderes. Jede christliche Person kann sich im eigenen Gewissen fragen, ob sie schon für die Aufnahme bereit ist. Im Zweifelsfalle wäre es gut eine geistliche Person um Rat zu fragen.
Schon der Hl. Apostel Paulus weist in strenger Weise darauf hin: "Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken." 1 Korintherbrief 11,27f.
Wie empfangen wir die Hl. Kommunion?
Die Sehnsucht soll ermutigen, der hohe Anspruch vorsichtig machen. Manche Christen sind aber auch verunsichert, weil sie schon lange nicht mehr am Gottesdienst teilgenommen und die Hl. Kommunion empfangen haben. Da könnte das Gespräch mit jemanden aus der Gemeinde oder mit dem Priester helfen. Mit diesen Überlegungen möchte ich Sie einladen auf mich zuzukommen. Jede geistliche Frage hilft weiter und baut die Gemeinde selber auf.
Dann bleibt das Reden über den Empfang der Hl. Kommunion auch nicht nur bei den banalen Regeln über Kaugummi im Mund, gewaschene Hände und ehrfurchtsvollen Umgang stehen.
Die Stille danach:
Manchen fällt die Stille nach der Kommunionausteilung auf. Wir versuchen sie zumindest. Dass Gott, unendlich fern und doch nahe ist, dafür will ich danken. Ich will mich fragen, was der HERR mit mir vorhat. Wozu will er mich einsetzen?
Vielleicht fragen Sie sich:“ Was kann ein Priester, der sich ja zur Ehelosigkeit verpflichtet hat, Ehepaaren sagen?“ In seinen nahezu 25 Priesterjahren konnte Pfarrer Martin viel Erfahrung sammeln und hat unzählige Paare begleitet. Nun wendet er sich an Sie, möchte diese Erfahrungen mit Ihnen teilen. In einem kurzen Brief, den Sie hier öffnen können, lädt er Sie persönlich ein.
Vielfältig sind die Angebote in unserer Gemeinde und der Erzdiözese für Ehepaare aller Altersstufen. Es gibt Seminare, Workshops und gemeinsame Wochenende, aber auch das persönliche Gespräch mit dem Priester. Wir laden Sie ein all das zu nützen und nicht auszuschlagen. Darauf freut sich, besonders in der eben begonnenen Adventzeit, Pfarrer Martin Rupprecht.